Antworten auf häufig gestellte Fragen
Der Klimawandel ist bereits dermassen fortgeschritten, dass Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung gegen die negativen Auswirkungen wie mehr Hitzetage und stärkere Niederschläge, respektive Trockenheit notwendig sind.
Modellrechnungen von MeteoSchweiz zeigen, dass Hitzewellen, wie sie heute nur ungefähr alle zehn Jahre auftreten, schon bald jedes Jahr vorkommen können. Tropennächte sind die Folge von Hitzetagen. Die Forschung prognostiziert, dass beide in Zukunft zunehmen werden. Die Bevölkerung muss geschützt werden.
In Städten ist die Hitzebelastung besonders gross und wird in den kommenden Jahren noch massiv zunehmen. Mittel- und langfristig müssen Städte und Agglomerationen so gestaltet werden, dass sie auch bei zunehmender Sommerhitze eine angenehme Aufenthalts- und Wohnqualität bieten.
Die Stadt Winterthur nennt im Bericht «Stadtklima Winterthur» die Begrünung von Gebäuden und die Schaffung neuer Grünflächen als zwei Handlungsfelder, die für ein besseres Stadtklima anzugehen sind.
Genau hier knüpft die Gute-Luft-Initiative an. Die effizientesten und günstigsten Klimaanlagen sind Bäume. Mit ihrem Schattenwurf sorgen sie dafür, dass der Untergrund weniger stark erwärmt wird. Durch das Verdunsten von Wasser in der Krone kühlen Bäume ihre Umgebung zusätzlich merklich ab.
Bäume können die urbane Temperatur um bis zu 10 Grad senken. Sie sind damit die wirksamsten «Klimaanlagen» für Städte. Die Kühlwirkung wird einerseits durch die Beschattung bewirkt, andererseits durch die Verdunstung von Wasser über die Blattoberflächen. Bäume können durch ihre Wurzeln Wasser aus der Tiefe aufnehmen und über die Blätter verdunsten. Vor allem während heisser und trockener Perioden haben Bäume dadurch einen grösseren Kühlungseffekt als Grünflächen ohne Bäume. Am besten wirkt die Kombination aus Grünflächen, die es ermöglichen, dass Regenwasser versickert und im Boden gespeichert wird, und Bäumen.
umverkehR führte im August 2022 beim Merkurplatz, bei der Stadthausstrasse und am Bahnhof in Winterthur Messungen der Oberflächentemperatur durch.
Beim Merkurplatz war es im Schatten unter Bäumen über 40 Grad kühler als auf dem schattenlosen Platz gleich nebenan. Auf den Sitzbänken, die eigentlich zur gemütlichen Verpflegung über Mittag einladen sollen, erreichte die Oberflächentemperatur äusserst unangenehme 71.5 °C. Verständlicherweise setzte sich heute niemand dort hin. Viel angenehmer war das Picknick auf der Wiese unter den Bäumen direkt neben an. Hier betrug die Temperatur angenehme 26.9 °C.
Zwischen den Gebäuden an der Stadthausstrasse betrug die Temperatur der Teerfläche sogar 67.7 °C. In der Grünrabatte direkt daneben lag die Temperatur mit 38.9 °C deutlich tiefer.
Vor dem Bahnhof Winterthur stieg die Oberflächentemperatur der besonnten Teerfläche am Mittag auf über 55 Grad.
Bäume spielen eine Schlüsselrolle für die urbane Biodiversität. Sie bieten eine Vielfalt von ökologischen Nischen für Insekten, Vögel und Wirbeltiere. So ist die Erhöhung der Anzahl der Bäume die effektivste Massnahme dar, um die Biodiversität in urbanen Räumen zu fördern. Zudem tragen Baumreihen und -rabatten zur wichtigen Vernetzung der Lebensräume bei.
Der Autoverkehr ist für 45% der klimaschädlichen Treibhausgase verantwortlich*. Zur Umsetzung von Netto-Null bis 2040 in Winterthur muss daher der Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsmittel gefördert werden. Die Zukunfts-Initiative setzt diese Forderung konkret um. Es entstehen mehr verkehrsberuhigte Begegnungszonen, sichere Velorouten und die Pünktlichkeit des öffentlichen Verkehrs nimmt dank der Priorisierung bei Lichtsignalanlagen und separaten Bus- und Tramspuren zu.
* Quelle: https://stadt.winterthur.ch/themen/leben-in-winterthur/energie-umwelt-natur/klimaschutz
Die «Stadtklima-Initiativen» leisten auf unterschiedliche Art und Weise einen wertvollen Beitrag für die Gesundheit der Bevölkerung der Stadt Winterthur. Mit der «Zukunfts-Initiative» wird muskelgetriebene Fortbewegung gefördert sowie das Unfallrisiko gesenkt, was sich beides positiv auf die Gesundheit auswirkt.
Die Initiative will die Fussgänger- und Veloinfrastruktur voranbringen und schafft attraktive Bedingungen für mehr Alltagsbewegung. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung, denn regelmässige körperliche Aktivität fördert die Gesundheit massgeblich. Das Bundesamt für Raumentwicklung beziffert den diesbezüglichen Nutzen des Fuss- und Veloverkehrs auf rund 1.4 Millionen Franken pro Jahr.
Bereits eine tägliche körperliche Aktivität von einer halben Stunde reduziert das Risiko für Diabetes, Herzkreislauferkrankungen, verschiedenen Krebsarten, Demenz und Depression.
Mit einer besseren Fussgänger- und Veloinfrastruktur wird auch die Verkehrssicherheit erhöht und es können Unfälle vermieden werden. Unfälle, die sehr häufig auch aus der räumlichen Konfliktsituation mit dem Autoverkehr entstehen.
Die «Zukunfts-Initiative» schafft Raum für eine sichere Fuss- und Velo-Infrastruktur, fördert die Bewegung und führt damit zu einer Verbesserung der Gesundheit für die Stadtbevölkerung.
Zur Umsetzung der Stadtklima-Initiative eignen sich zudem
- die Einrichtung und Begrünung von Begegnungszonen,
- die punktuelle Verbreitung von Trottoirs, wo dies sinnvoll ist,
- die Pflanzung von Bäumen entlang grösserer Strassen, überall wo es möglich ist,
- die Schaffung von sicheren Velorouten,
- die Förderung von Tram und Bus durch eine Priorisierung bei den Lichtsignalanlagen und durch separate Spuren, wo dies notwendig ist, damit der ÖV nicht im Stau stecken bleibt.
Mit der Gute-Luft-Initiative sollen jedes Jahr 0,5 % der Strassenfläche in Grünflächen mit Bäumen umgewandelt werden. Dies soll primär im Rahmen von ohnehin geplanten Bauprojekten und Strassensanierungen umgesetzt werden. Zudem sollen jährlich 0,5 % der Strassenfläche für den Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehr verbessert werden.
Die autofreie Altstadt galt vor ihrer Einführung als utopisch und kaum umsetzbar. Heute ist man sich den Vorzügen der Umwandlung in eine autofreie Zone bewusst. Für Gewerbe und Tourismus ist die autofreie Altstadt ein Segen.
Stadtklima-Initiativen gibt es bereits in 10 Städten und Gemeinden. In St. Gallen, Genf, Chur und Ostermundigen können wir bereits einen Erfolg feiern: In St. Gallen entstehen dank der Initiativen in den nächsten 10 Jahren 200‘000 m² mehr Grünflächen mit Bäumen und Platz für den Fuss- und Veloverkehr sowie den ÖV. Im Kanton Genf wird in den nächsten zehn Jahren mindestens 8% der Strassenfläche in Flächen für Grünräume mit Bäumen und für den Fuss- und Veloverkehr sowie den öffentlichen Verkehr umgewandelt. Konkret werden 175 km zusätzliche Infrastruktur für den Fuss- und Veloverkehr, 8 km Verlängerung und eine Ringlinie für das Tramnetz sowie 22 km neue Buslinien geschaffen und mindestens 25'000 Bäume vorrangig im Strassenraum gepflanzt. In Basel-Stadt wurden die Initiativen am 26. November leider abgelehnt. In Chur wurde am 3. März der Gegenvorschlag der Stadt angenommen. In Ostermundigen wurde der Gegenvorschlag zur Klima-Initiative angenommen und die Mobilitätsinitiative aufgrund der positiven Raumplanungs-Entwicklung zurückgezogen.
Innovative Städte in ganz Europa zeigen, wie mit der Förderung des Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehrs die Lebensqualität für die Bevölkerung erhöht werden kann: