Die Stadtklima-Initiativen wurden am 26. November 2023 abgelehnt. Die Notwendigkeit von mehr Grünflächen und Bäumen wurde jedoch auch von der Gegenkampagne regelmässig betont. Wir nehmen sie beim Wort und werden die Klimaanpassung künftig bei jedem Bauprojekt einfordern.
Mehr Bäume für Basel-Stadt
Sicher unterwegs in allen Quartieren
Mehr Platz für Bäume und klimafreundliche Mobilität in Basel-Stadt
Die Temperatur in Basel-Stadt ist seit Messbeginn um 2,3 Grad gestiegen, die zunehmenden Hitzetage und Tropennächte belasten die Menschen. Gleichzeitig fehlen an vielen Stellen sichere Velowege. Trams und Busse stehen im Stau. Die Stadtklima-Initiativen begrünen Basel-Stadt und sorgen dafür, dass wir zu Fuss, mit dem Velo und im öffentlichen Verkehr sicher und klimafreundlich unterwegs sein können.
Die Stadtklima-Initiativen sind zwei Initiativen, die zusammengehören und sich ergänzen: die Gute-Luft-Initiative für mehr Bäume und Grünflächen und die Zukunft-Initiative für eine klimafreundliche Mobilität.
Wir unterstützen die Stadtklima-Initiativen
Veranstaltung
Paris, Barcelona, Basel: Wie schaffen wir mehr Grünflächen, saubere Luft und Verkehrssicherheit?
Europäische Metropolen wie Paris, Barcelona oder Kopenhagen bauen seit Jahren die Städte für Menschen um. Für Velofahrer*innen und Fussgänger*innen wird der städtische Raum sicherer gemacht. Mehr Bäume und Begrünung bringen saubere Luft. Menschen geniessen den Aufenthalt vor der Haustür und die Lebensqualität steigt. Das Gewerbe und die Gastronomie profitierten von mehr Einnahmen in den belebten Superblocks.
Aufzeichnung der Veranstaltung vom 2. November 2023, mit Input aus Barcelona mit Lorenzo Kárász (Guiding Architects Barcelona) und Podium mit Thomas Hug (Verkehrsexperte Büro Urbanista), Agnes Jezler (Stadtklima-Initiativen), Valentin Keller (Landschaftsarchitekt) und Nicole Strahm-Lavanchy (Grossrätin LDP). Moderation: Claudia Kenan.
Antworten auf häufig gestellte Fragen
Bäume können die urbane Temperatur um bis zu 10 Grad senken. Sie sind damit die wirksamsten «Klimaanlagen» für Städte. Die Kühlwirkung wird einerseits durch die Beschattung bewirkt, andererseits durch die Verdunstung von Wasser über die Blattoberflächen. Bäume können durch ihre Wurzeln Wasser aus der Tiefe aufnehmen und über die Blätter verdunsten. Vor allem während heisser und trockener Perioden haben Bäume dadurch einen grösseren Kühlungseffekt als Grünflächen ohne Bäume. Am besten wirkt die Kombination aus Grünflächen, die es ermöglichen, dass Regenwasser versickert und im Boden gespeichert wird, und Bäumen.
umverkehR hat im August an verschiedenen Orten in der Stadt mit einer Wärmebildkamera die Temperaturen gemessen und konnte deutliche Unterschiede feststellen. So lag die Oberflächentemperatur auf der schattenlosen Klingelbergstrasse bei 45 °C, während es zur gleichen Zeit um die Ecke in der Bernoullistrasse angenehme 30 °C waren. Ein noch deutlicheres Bild zeigt der Vergleich der Aeschenvorstadt mit bis zu 51 °C und der Baumpromenade im Aeschengraben mit 24 °C. Aber auch kleinere Begrünungen wie beispielsweise in der Sperrstrasse (knapp 27 °C im Baumschatten) oder der Gasstrasse (25 °C im Baumschatten) zeigen wesentlich kühlere Temperaturen als die Clarastrasse (45 °C) bzw. Voltastrasse (46 °C) nebenan.
Temperaturmessungen am 21. August 2023 an der Klingelbergstrasse, Bernoullistrasse, Aeschenvorstadt und Promenade Aeschengraben
In den nächsten Jahren werden viele Leitungen für den Fernwärme-Ausbau verlegt, behindertengerechte ÖV-Haltestellen gebaut und Strassenbeläge saniert. All diese Projekte bieten Chancen zur Begrünung, die heute viel zu oft verpasst werden.
«Werkleitungssanierungen, Fernwärmeausbau oder Belagserneuerungen können genutzt werden, um Strassen zu entsiegeln und zu begrünen. Dafür braucht es nicht unbedingt zusätzliche Baustellen», bestätigt Dipl. Arch. ETH Thies Brunken, Bereichsleiter blau-grüne Infrastrukturen bei Uniola AG, einem in der Schweiz wie auch im Ausland tätigen Büro für Landschaftsarchitektur und Stadtplanung.
Auch der Basler Landschaftsarchitekt Florian Sutter betont die Wichtigkeit, Massnahmen für das Stadtklima in ohnehin geplante Projekte zu integrieren:
«Es braucht Taten, um der Erhitzung der Städte entgegenzutreten. Es ist höchste Zeit, das Potenzial zur Begrünung zu nutzen. Die Massnahmen können gezielt in laufende und künftige Projekte integriert werden.»
Trotz monatelangen Baustellen wird derzeit oft kein einziger zusätzlicher Baum gepflanzt. Aktuell lässt sich dies bei der Klybeckstrasse beobachtet. Zu Recht ärgert sich die Bevölkerung über lange Baustellen, wenn es nachher genauso grau und kahl aussieht wie vorher. Mit den Stadtklima-Initiativen sollen diese wertvollen Gelegenheiten genutzt werden.
Basel hat bereits mehrfach bewiesen, dass Baumreihen entlang von Strassen auch ohne aufwändige Anpassungsarbeiten bei der Strassenentwässerung möglich sind. So wurden bei der Eulerstrasse Bäume in begrünten Einzelrabatten gepflanzt, bei denen zwischen dem Randstein und der Rabattenumrandung ein Abstand von ca. 35 cm eingehalten wurde. Dieses Vorgehen wurde auch bei der Amerbachstrasse und der Chrischonastrasse gewählt und hat sich gemäss Regierungsrat bewährt.
Gemäss Prof. Daniel Baur sind Leitungen heute kein Grund mehr, um auf das Pflanzen von Bäumen zu verzichten:
«Wir hören immer wieder, Bäume könne man nicht auf Leitungen pflanzen. Das habe ich auch mal geglaubt. Dann haben wir es ausprobiert. Wir haben gelernt: Bäume können auf Leitungen gepflanzt werden. Die Technologie ist so weit, dass die Leitungen nicht tangiert werden. Ganz vieles ist möglich, wenn man es macht.»
Daniel Baur ist ein international tätiger Landschaftsarchitekt mit den Schwerpunkten Freiraum, Stadtentwicklung und Klima. Als Mitinhaber von Bryum prägt er diverse Grossprojekte in der Region. In seiner Professur an der Berner Fachhochschule im Fachbereich Architektur doziert er zum Städtebau und nachhaltigem Bauen.
Im Juni hat er das unabhängige Klimakonzept für Basel präsentiert, mit dem Wege zum Erhalt der Lebensqualität und zur Verbesserung des Stadtklimas aufgezeigt werden. Bryum hat uns die Aufnahme der Präsentation zur Verfügung gestellt.
Die vollständige Präsentation kann hier angeschaut werden.
Bäume spielen eine Schlüsselrolle für die urbane Biodiversität. Sie bieten eine Vielfalt von ökologischen Nischen für Insekten, Vögel und Wirbeltiere. So ist die Erhöhung der Anzahl der Bäume die effektivste Massnahme dar, um die Biodiversität in urbanen Räumen zu fördern. Zudem tragen Baumreihen und -rabatten zur wichtigen Vernetzung der Lebensräume bei.
Mit der Gute-Luft-Initiative sollen jedes Jahr 0,5 % der Strassenfläche in Grünflächen mit Bäumen umgewandelt werden. Dies soll primär im Rahmen von ohnehin geplanten Bauprojekten und Strassensanierungen umgesetzt werden. Zudem sollen jährlich 0,5 % der Strassenfläche für den Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehr verbessert werden.
Zur Umsetzung der Stadtklima-Initiative eignen sich zudem
- die Einrichtung und Begrünung von Begegnungszonen,
- die punktuelle Verbreitung von Trottoirs, wo dies sinnvoll ist,
- die Pflanzung von Bäumen entlang grösserer Strassen, überall wo es möglich ist,
- die Schaffung von sicheren Velorouten und
- die Förderung von Tram und Bus durch eine Priorisierung bei den Lichtsignalanlagen und durch separate Spuren, wo dies notwendig ist, damit der ÖV nicht im Stau stecken bleibt.
Theoretisch wäre es möglich, die Stadtklima-Initiativen alleine mit der Umwandlung von Tempo 30-Quartierstrassen in begrünte Begegnungszonen umzusetzen. Aus Sicht der Initiant*innen ist es jedoch sinnvoller, jeweils zu schauen, was am konkreten Ort am wichtigsten ist und wie am besten Synergien mit anderen Planungen genutzt werden können.
Basel hat mit nur 13 % im Vergleich mit anderen Schweizer Städten die geringste Anzahl Grünflächen und mit 70 % nach Genf den höchsten Anteil versiegelter Fläche an der Siedlungsfläche aller Städte über 100'000 Einwohnenden.
Die Temperatur in Basel-Stadt hat seit Messbeginn um 2,3 Grad zugenommen und steigt immer schneller. In der Stadt ist es bis zu 10 Grad heisser als im Umland. Besonders in dicht bebauten Quartieren speichern Beton und Asphalt die Hitze und verhindern die nächtliche Abkühlung. Hitzetage und Tropennächte belasten die Menschen und ihre Gesundheit.
Der Verkehr ist in Basel-Stadt für einen Viertel der klimaschädlichen Treibhausgase verantwortlich. Zur Umsetzung des vor einem Jahr beschlossenen Klimaschutzziels von Netto-Null bis 2037 muss daher der Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsmittel gefördert werden. Die Zukunfts-Initiative setzt diese Förderung konkret um. Es entstehen mehr verkehrsberuhigte Begegnungszonen, sichere Velorouten und die Pünktlichkeit des öffentlichen Verkehrs nimmt dank der Priorisierung bei Lichtsignalanlagen und separaten Bus- und Tramspuren zu.
Wir fürs Stadtklima
#MachMit
Die Initiativen kommen am 26. November 2023 zur Abstimmung. Hilfst du uns, sie zu gewinnen?
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