Flächeneffizienten Verkehrsmitteln den Vortritt
Der Platz auf der Strasse ist unfair verteilt und zwar in mehrfacher Weise: Die gefährdetsten VerkehrsteilnehmerInnen und die Verkehrsmittel, die sparsam mit dem verfügbaren Platz umgehen, haben am wenigsten Platz. Im städtischen Raum sollte es aber genau umgekehrt sein: Die gefährdeten VerkehrsteilnehmerInnen haben Vortritt und die flächeneffizienten Verkehrsmittel geniessen flächendeckend Priorität.
Dem Auto wird überdurchschnittlich viel Platz zugesprochen. Und dies, obwohl in den grösseren Schweizer Städten nur noch knapp die Hälfte der BewohnerInnen überhaupt ein Auto besitzt.
Platzbedarf pro Person nach Verkehrsmitteln
Forderungen
Verschiedene politische Entscheide und Grundlagen sorgen dafür, dass der Platz auf der Strasse gegenwärtig so ungerecht verteilt ist. Diese rechtlichen Rahmenbedingungen wollen wir zur Diskussion stellen, an ihnen rütteln und sie schliesslich verändern. Beispielsweise soll der bisher für herumstehende Autos reservierte Strassenraum zum Freiraum und Ort von Begegnungen umgestaltet werden oder in der Stadt bald flächendeckend Tempo 30 Realität sein. Die Strasse soll wieder als öffentlicher Raum wahrgenommen und auch genutzt werden. Das selbstverständliche Privileg der AutofahrerInnen in der Nutzung dieses Raums – also die alltägliche Realität in Schweizer Städten – wollen wir zur Schau stellen und damit hinterfragen.
Präsentationen zum Platzverbrauch
Präsentation von Dr. Peter De Haan, Ernst Basler+Partner, Gruppenleiter Energiepolitik und Mobilität, anlässlich der Veranstaltung umverkehRt & abgefahren im März 2015
Präsentation von Fritz Kobi, Experte für Verkehrs- und Strassenplanung, anlässlich der Veranstaltung umverkehRt & abgefahren im März 2015.
Begegnungszonen
In Begegnungszonen gehört die Strasse den Menschen und nicht den Autos. Anwohnende können in Wohnquartieren die Strasse zurückerobern, indem sie solche Zonen beantragen.
In einer Begegnungszone haben Fussgängerinnen und Fussgänger gegenüber Auto- und Velofahrenden Vortritt. Es gilt Tempo 20. Die Strasse wird zu einem Begegnungsort und ist nicht mehr dem Verkehr alleine vorbehalten. Eine Begegnungszone bringt mehr Lebensqualität, direkt vor Ihrer Haustüre! Kinder dürfen sich in Wohnquartieren eher auf Strassen aufhalten, und Eltern lassen das auch zu. In Orts- oder Quartierzentren wird es attraktiver für Geschäfte oder Strassencafés, weil sich Fussgänger lieber in Begegnungszonen aufhalten. Die Aufenthaltsqualität ist viel höher. Ältere Leute und Leute mit eingeschränkter Mobilität haben weniger Stress und müssen keine Umwege bis zum Fussgängerstreifen laufen. Wenn Autofahrende mit Tempo 20 daherkommen, ist der Bremsweg massiv kürzer, was die Sicherheit deutlich erhöht.
Die meisten Städte erwarten, dass die Anwohnenden die Initiative ergreifen und Begegnungszonen beantragen. Meistens müssen dafür Unterschriften gesammelt werden. In der Regel müssen 60 Prozent der Anwohnenden mit einer Unterschrift zustimmen. Begegnungszonen sind ein Modell, das in vielen Strassen umgesetzt werden kann. Mit der sinnvollen Verdichtung unserer Städte wird die Qualität des öffentlichen Raumes immer wichtiger. Gut gemachte Begegnungszonen eignen sich dafür bestens.
In vier Schritten zur Begegnungszone:
- Sprechen Sie mit der zuständigen Person in der Verwaltung ihrer Gemeinde und informieren Sie sich über die Anforderungen.
- Begeistern Sie Ihre Nachbarn und Nachbarinnen für die Begegnungszone (z.B. mit Besuchen und Gesprächen oder einem Strassenfest).
- Stützen Sie Ihr Anliegen möglichst breit ab (z.B. Quartierverein) und sammeln Sie nötigenfalls genügend Unterschriften der Anwohnenden.
- Reichen Sie einen Antrag bei der zuständigen Stelle in der Gemeindeverwaltung ein.
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Aktionen im Sommer 2017
Löst man den Parkplatz erstmal aus seinem «natürlichen Kontext», dem Strassenraum, und platziert ihn auf der grünen Wiese, kommen seine Dimensionen noch viel eindrücklicher zur Geltung: 13 m2 grauer Asphalt im grünen Idyll wirken geradezu imposant.
Im Sommer 2017 provozierten umverkehR-AktivistInnen in der ganzen Schweiz , indem sie sich inmitten von Badigästen oder in der grünen Wiese mit dem Parkplatzbadetuch breitmachten.
Für einmal beanspruchten sie genau so viel Raum, wie dies ein Auto in aller Selbstverständlichkeit tagtäglich tut.
Diese Sommeraktion ist Teil der umverkehR-Kampagne zum Platzverbrauch im Verkehr.
Wir wollen die Leute ermuntern, die aktuelle Verteilung auf der Strasse zu hinterfragen.
Die gefährdetsten und gleichzeitig flächeneffizienten VerkehrsteilnehmerInnen müssen im öffentlichen Strassenraum besser berücksichtigt werden.