© Tom Künzli

Bilder Selbstfahrende Fahrzeuge
Copyright: Tom Künzli
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Fragen zu selbstfahrenden Fahrzeugen

Selbstfahrende Fahrzeuge weisen ein riesiges Entwicklungspotenzial auf.
Werden sie uns helfen, die Herausforderungen der Verkehrspolitik zu lösen?
Oder riskieren wir damit vor allem ausufernden Mehrverkehr?
Welche Rahmenbedingungen erforderlich sind, damit aus diesen neuen Verkehrsmitteln gesellschaftlicher Nutzen entsteht, erfahren Sie in unserer Broschüre.
Details entnehmen Sie dem Dokument Hintergrundinformationen und wenn Sie dringende Fragen zum Thema haben finden Sie die Antworten dazu in den untenstehenden Q&A.








Zur Kategorie der selbstfahrenden Fahrzeuge zählt man alle im öffentlichen Strassenraum zugelassenen motorisierten Fahrzeuge, deren Führung teilweise oder vollständig durch technische Systeme übernommen wird. Dafür werden in den Medien auch die Begriffe «automatisierte Fahrzeuge» oder «autonome Autos» verwendet. Im Englischen nennt man diese Verkehrsmittel «automated vehicle» (oder «autonomous vehicle»), kurz «AV».

Es gibt unterschiedliche Klassierung der Automatisierungsgrade. Am meist verwendet sind die SAE-Stufen, die vom internationalem Verband der Automobilingenieure (Society of Automobile Engineers) gesetzt werden. Die Automatisierung wird in sechs Stufen unterteilt (Stufen 0 bis 5) (siehe Abb. 1). Die Differenzierung der Stufen stützt sich auf die Zuordnung des dynamischen Fahrens, je nachdem ob diese dem Fahrer oder dem System zugeteilt ist.

Grafik Automatisierungsgrad

In Verbindung mit Shared Mobility sind zwei Begriffe zu definieren:

  • Man spricht von Car-Sharing, wenn ein Fahrzeug in zeitlicher Abfolge von unterschiedlichen Personen genutzt wird.
  • Man Sprich von Ride-Sharing (auch «Car-Pooling» oder «covoiturage»), wenn mehrere Passagiere ein Fahrzeug gleichzeitig benutzen, wobei nicht bei allen Ausgangspunkt bzw. Ziel übereinstimmen müssen.

Häufig werden selbstfahrende Fahrzeuge als Chance für den Aufschwung der Shared Mobility betrachtet, weshalb beide Themen oft in Verbindung gebracht werden.

Mobility-as-a-Service (MaaS) ist ein neues Mobilitätskonzept, das im Übergangsbereich zwischen motorisiertem Individualverkehr und ÖV entstehen könnte. Die vorgegebenen Linien und der fixen Fahrplan würden verschwinden. Fahrzeuge würden dann verkehren, wenn sie gebraucht werden und dort, wo sie möglichst viele Fahrgäste aufnehmen könnten. Der gewünschte Weg würde über eine gemeinsame Plattform (App) organisiert. Dies würde ein der Nachfrage angepasstes Angebot ermöglichen und die Zahlungsverfahren vereinfachen.








Auf den Schweizer Strassen sind bereits erste selbstfahrende Fahrzeuge in Pilotversuchen beispielsweise in Fribourg, Sion und Zug unterwegs. International finden zurzeit zahlreiche Pilotbetriebe statt. Die Aussagen über den Zeitpunkt und den Umfang ihrer Markteinführung gehen aber weit auseinander. Anfang der 2020er Jahre sollen schon die ersten vollautomatisierten Fahrzeuge auf öffentlichen Strassen zugelassen werden.

Optimistische Schätzungen in der Forschung gehen davon aus, dass schon Im Jahr 2030 nur noch automatisierte Fahrzeuge fahren werden. Jedoch müssen viele technische Schwachstellen gelöst und rechtlich-administrative Grundvoraussetzungen geklärt werden, bevor selbstfahrende Fahrzeuge auf öffentlichen Strassen zugelassen werden können Der Bundesrat geht davon aus, dass selbstfahrende Fahrzeuge in den nächsten 15-25 Jahren einen grossen Anteil des Strassenverkehrs ausmachen werden.

Die ersten selbstfahrenden Fahrzeuge der Schweiz werden vermutlich im öffentlichen Verkehr auftreten, weil beispielsweise Busse immer die gleiche Strecke fahren. Im privaten Verkehr wird die Schweiz die europäischen Entwicklungen abwarten müssen. Es wird erwartet, dass Autos mit einem vollautomatisierten Modus zuerst auf den Autobahnen zugelassen werden, da sich die Interaktionen auf Ein- und Ausfahrten und Überholen beschränken.

Vor der Einführung selbstfahrender Fahrzeuge sind noch verschiedene ethische Fragen zu klären. Beispielsweise stellt sich die Frage des Verhaltens eines selbstfahrenden Fahrzeugs im Fall eines unvermeidbaren Unfalls mit anderen Verkehrsteilnehmenden. Soll das Überleben des eigenen Passagiers oder das Überleben der gefährdeten Spaziergängerin Priorität haben? Kann man diesen Entscheid einem Algorithmus überlassen? Und wer entscheidet, wie dieser programmiert werden soll? Diese Frage ist bisher ungeklärt. Die Suche nach einem Ausweg aus diesem «ethischen Dilemma» kann die Markteinführung eines gesellschaftlich vorteilhaften Systems von selbstfahrenden Fahrzeugen verzögern.

Aktuell sind über 90 Prozent der Verkehrsunfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen. Mit automatisierten Fahrzeugen erhöht sich die Sicherheit deshalb signifikant beispielsweise durch Fahrassistenzsysteme, schnellere Reaktionszeiten und die umfassende Vernetzung der Fahrzeuge untereinander.

Selbstfahrende Fahrzeuge werden sich erst dann auf der Strasse durchsetzen, wenn sie deutlich mehr Sicherheit bieten als konventionell gelenkte Fahrzeuge. Sie werden so sicher wie möglich programmiert, es wird aber auch künftig noch Unfälle geben. Mit der Automatisierung und der Digitalisierung der Mobilität treten neue Risiken auf, wie beispielsweise Hard- und Softwaredefekte oder Hacking. Bei teilautomatisierten Fahrzeugen gilt die Übergabe der Steuerfunktion zwischen dem Menschen und dem Fahrzeug als potenzielle Unfallursache.

Die Potenziale der Automatisierung können erst ausgeschöpft werden, wenn die Fahrzeuge untereinander vernetzt und ihre aktuellen Positionen bekannt sind. Damit entsteht zwangsläufig eine Menge an personenbezogenen Daten beispielsweise bezüglich des Bewegungsprofils (vergleichbar mit der Nutzung eines Handys oder einer SBB-App). Dies ist aus datenschutzrechtlichen Überlegungen problematisch. Für die Erhebung und die Nutzung dieser Daten ist eine gesetzliche Grundlage erforderlich. Weiter stellt sich die Frage nach dem Datenaustausch zwischen den privaten Fahrzeug- beziehungsweise Softwareherstellern.








Mit der Implementierung von selbstfahrenden Fahrzeugen werden aus folgenden Gründen wesentliche Änderungen in Bezug auf die Nachfrage im Strassenverkehr erwartet:

  • Nutzung der Reisezeit: Weil das Fahrzeug nicht mehr gesteuert werden muss, kann die Reisezeit für andere (produktivere) Aktivitäten genutzt werden.
  • Neue Nutzergruppen: Kinder unter 18 Jahren, Senioren sowie Personen ohne Führerschein können künftig mit dem Auto unterwegs sein. 
  • Leerfahrten: Sind Fahrzeuge vollautomatisiert, besteht die Möglichkeit, ohne Fahrer zu fahren.
  • Induzierte Nachfrage: Durch die Automatisierung können die bestehenden Strasseninfrastrukturen effizienter genutzt werden, was die Kapazitäten steigert. Diese Angebotsveränderung führt zu einer zusätzlichen Erhöhung des gesamten Verkehrsaufkommens.
  • Bequemere Mobilität: Durch den Tür-zu-Tür-Service wird das Unterwegssein viel bequemer. Dies ist ein enormer Marktvorteil gegenüber dem heutigen motorisierten Individualverkehr sowie auch gegenüber dem heutigen ÖV.

Die Prognosen zur Fahrleistung (Anzahl Fahrzeugkilometer) sind sehr unterschiedlich und können in zwei Hauptdenkrichtungen eingeteilt werden:

  • Privatnutzung: Das Fahrzeug wird weiterhin als privates Gut angesehen und ist durch eine individuelle Nutzung geprägt. Eine Implementierung in einem solchen Kontext würde aufgrund der produktiven Reisezeit, der Leefahrten, neuer Nutzergruppen und der induzierten Nachfrage Mehrverkehr generieren. Schätzungen gehen von einer Verdreifachung des Verkehrs aus.
  • Öffentliche Nutzung: Das Bedürfnis nach einem privaten Fahrzeug würde nach und nach verschwinden, sodass in einem idealen Zustand nur noch vollautomatisierte «Taxis» unterwegs sind. Für die heutige Mobilitätsnachfrage werden maximal 80 Prozent weniger Fahrzeuge benötigt.

Das kommt auf die zukünftigen gesetzlichen Rahmenbedingungen an. Bezüglich des Energieverbrauchs und der verkehrsbedingten Lärm- und Schadstoffemissionen bieten selbstfahrende Fahrzeuge viel Reduktionspotenzial. Aufgrund der optimierten Beschleunigungs- und Bremsvorgänge sowie der allgemeinen Verkehrsverflüssigung erzeugen selbstfahrende Fahrzeuge im Vergleich zu heute weniger Emissionen. Dabei wird erwartet, dass Automatisierung und Elektromobilität aufeinander abgestimmt werden, was die Emissionen im Betrieb reduziert.

Auch Platz wird gespart: Selbstfahrende Fahrzeuge können sich optimal an die Strassen anpassen. Dies ermöglicht engere Kurvenradien, geringere Fahrbahnbreiten oder kleinere Parkplätze (Schweizerischer Bundesrat, 2016). Die wichtigsten Platzeinsparungen können bei der Umnutzung der bisherigen Parkplätze gemacht werden. Schätzungen gehen von einem Platzgewinn in Städten von 15 bis 20 Prozent aus. Wichtig ist, dass nicht Leerfahrten generiert werden, weil Parkplätze reduziert wurden.

Bei selbstfahrenden Fahrzeugen fallen keine Kosten mehr für eine Fahrerin oder einen Fahrer an. Dadurch können beispielsweise Taxiflotten ein deutlich günstigeres Angebot machen. Bereits heute kann beobachtet werden, wie das Auto als Statussymbol an Bedeutung verliert und der Zugang zur Mobilität in den Vordergrund rückt. Attraktive und günstige Angebote können diesen Trend künftig noch verstärken.

Das Bedürfnis nach Privatsphäre wird weiterhin ein Thema bleiben. Viele nutzen die Zeit im Auto, um Musik zu hören oder Telefongespräche zu führen, was vollkommen zur Entwicklung selbstfahrender Fahrzeuge passt. Diese bieten die Möglichkeit, dass man über ein mobiles Arbeits- oder Wohnzimmer verfügt. Zudem bleibt bei privaten Fahrzeugen der Vorteil, dass man persönliche Dinge im Kofferraum lagern und das Fahrzeug je nach individuellem Bedarf ausstatten kann.

Die Auswirkungen der selbstfahrenden Autos auf den Fuss- und den Veloverkehr hängen stark davon ab, in welcher Form sie eingeführt werden und wie sich die Verkehrsmenge auf urbanen Strassen entwickelt. Grundsätzlich können wir davon ausgehen, dass die Verkehrssicherheit zunimmt, was Velofahrerinnen und Fussgängern als den verletzlichsten Verkehrsteilnehmern zugutekommt. Es wird künftig mehr Platz für den Fuss- und den Veloverkehr zur Verfügung stehen, weil selbstfahrende Fahrzeuge weniger Parkplätze sowie eine weniger breite Fahrbahn benötigen.

umverkehR fordert, dass selbstfahrende Fahrzeuge …

… keinen Mehrverkehr erzeugen.

… die Effizienz des Verkehrssystems erhöhen.

… den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur erübrigen.

… die negativen Auswirkungen des Verkehrs auf Mensch und Umwelt minimieren.

… mehr Platz für Stadt- und Dorfbewohner sowie den Fuss- und den Veloverkehr schaffen.