Mit dem weiteren Ausstoss von CO₂ werden Extremwetter immer häufiger und intensiver. Die Schweiz wurde in den letzten Tagen besonders hart getroffen. Da die Bevölkerung am 24. November über die Zukunft der Verkehrsinfrastruktur abstimmt, muss man sich fragen: Können wir es uns leisten, weitere Milliarden in den Ausbau von Autobahnen zu verlochen, der unsere Emissionen erhöht, Naturgebiete versiegelt und die Unterhaltskosten weiter steigen lässt?
Die durch starke Regenfälle ausgelösten Überschwemmungen, Murgänge und Erdrutsche in den letzten Tagen haben tragische Folgen. Unsere Gedanken und unsere ganze Unterstützung gelten den Opfern, den Betroffenen, ihren Angehörigen und den Rettungskräften.
Extreme Ereignisse werden schlimmer
Die wissenschaftlichen Fakten sind eindeutig: Jedes zusätzliche Grad in der Atmosphäre führt dazu, dass die Luft 7 % mehr Feuchtigkeit enthält. Solange mehr Treibhausgase ausgestossen werden, als gleichzeitig gebunden werden können, werden Extremereignisse wie in Graubünden, im Wallis, im Tessin oder in der Waadt immer häufiger und intensiver werden. Das bedeutet mehr Menschenleben in Gefahr und mehr Sachschäden, deren Reparatur und Wiederaufbau immer teurer werden.
Italien, Österreich, Polen, Mexiko, China usw.: In den letzten Wochen wurden viele Regionen der Welt von Überschwemmungen heimgesucht. In anderen Regionen herrschte extreme Hitze. Die Klimaerhitzung zeigt sich in einer Zunahme lokaler Extremwetterereignisse. Um eine weitere Verschärfung der Situation zu verhindern, werden auch viele lokale Massnahmen nötig sein, um die Emissionen zu reduzieren und Netto-Null zu erreichen.
Autobahnabstimmung: eine zukunftsweisende Entscheidung
Am 24. November wird die Schweiz eine wichtige Entscheidung über die Ausrichtung der Verkehrs- und Klimapolitik treffen. Der motorisierte Verkehr ist der grösste CO₂-Emittent der Schweiz und der einzige, der seine Emissionen nicht senkt.
Für Silas Hobi, Geschäftsleiter von umverkehR, ist klar: «Wir können es uns nicht leisten, die Autobahnen weiter auszubauen, da dies nur zu mehr Verkehr und Emissionen führt, ohne die Staus zu reduzieren.»
Die Zerstörung eines Abschnitts der Autobahn A13 in Graubünden, die Überschwemmung der Autobahn A9 im Wallis und der Einsturz der Cevio-Brücke im Tessin sind Warnungen für die Zukunft. Ereignisse dieser Art werden sich in Zukunft häufen und die Kosten für die Instandhaltung der Strasseninfrastruktur werden zwangsläufig steigen. Es ist also keineswegs sinnvoll, Milliarden für den Ausbau von sechs- oder achtspurige Autobahnen zu verschwenden. Im Gegenteil: Unsere Investitionen müssen in emissionsarme Verkehrsmittel wie insbesondere der öffentliche Verkehr fliessen, die dazu beitragen, die Treibhausgasemissionen zu senken und die Gefahr zukünftiger Extremwetter reduzieren.
Kurswechsel ist dringend notwendig
Der Temperaturanstieg in der Schweiz beträgt bereits mehr als 2°C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter und ist damit doppelt so hoch wie im globalen Durchschnitt. Die Klimakatastrophe liegt nicht in weiter Zukunft in fernen Ländern. Sie passiert hier und jetzt und wird sich weiter verschärfen, solange wir weiterhin die falschen Entscheidungen treffen. Folgerichtig hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Schweiz wegen mangelhafter Anstrengungen zur Erreichung der Klimaziele gerügt. Ein Kurswechsel ist dringend notwendig.