Der heutige Entscheid des Zürcher Regierungsrats gegen Tempo 30 ist eine verkehrspolitische Katastrophe. Mit dem sturen Festhalten an Tempo 50 werden hunderttausende Menschen gesundheitsschädigendem Lärm über den Grenzwerten ausgesetzt bleiben.
Die Nachteile von Tempo 50 innerorts sind gravierend. Tempo 50 führt zu höherem Lärmpegel und stärkeren Lärmspitzen. Zudem macht es die lärmreduzierende Wirkung der Elektrifizierung der Autos zunichte, da bei Geschwindigkeiten über 30 km/h das Rollgeräusch dominiert, welches unabhängig von der Antriebsart ist. Neben gesundheitsschädigendem Lärm steigt auch das Risiko von schweren Unfällen stark. Der Bremsweg wird verdoppelt. In vielen Städten in halb Europa wird darum Tempo 30 flächendeckend umgesetzt.
Falsche Annahmen
Der Zürcher Regierungsrat hat es – im Gegensatz beispielsweise zum Kanton Luzern – versäumt, die Auswirkungen von Tempo 30 faktenbasiert zu analysieren und daraus korrekte Schlüsse zu ziehen. Trams- und Busse werden nicht von Tempo 30 ausgebremst, sondern von den «Verkehrsüberlastungen», also von zu viel Autos und fehlenden separaten Spuren. Tagsüber und insbesondere zu Stosszeiten kann auch bei einer signalisierten Geschwindigkeit von Tempo 50 im Durchschnitt kaum mehr als Tempo 30 gefahren werden. In Köniz BE hat Tempo 30 sogar zu stetigerem Verkehr und einer Verkürzung der Fahrzeit geführt.
Weder Schleichverkehr noch Probleme für Blaulicht
In der Regel kommt es durch Tempo 30 nicht zu einer Verlagerung des Verkehrs auf Quartierstrassen. Um das vollständig zu verhindern, braucht es nicht Tempo 50, sondern einen Einbezug der umliegenden Strassen in die Planung.
Tempo 30 auf Strassen innerorts hat zudem keine negativen Einflüsse auf Blaulichtorganisationen. Mit der Änderung des Strassenverkehrsgesetzes von vergangenem Herbst wird bei der Beurteilung der zulässigen Fahrgeschwindigkeiten für Notfallfahrzeuge nicht mehr die Differenz der gefahrenen Geschwindigkeit zur signalisierten Höchstgeschwindigkeit, sondern die für den Einsatz angemessene Geschwindigkeit betrachtet.
Entscheid gegen Gemeinde und Städte
Der Entscheid des Regierungsrats ist ein weiterer Versuch die Kompetenzen der Städte Zürich und Winterthur sowie vieler Gemeinden zu beschneiden, die ihre Bevölkerung vor gesundheitsschädigendem Lärm schützen und die Lebensqualität für die Bevölkerung verbessern wollen. umverkehR wird sich weiterhin für den Lärmschutz und mehr Verkehrssicherheit einsetzen und damit die flächendeckende Einführung von Tempo 30 fordern.