Das Komitee für die beiden Stadtklima-Initiativen hat heute seine Kampagne mit einer Begehung mit Fachpersonen an der Eulerstrasse lanciert. Mirko Winkler, Professor für Urban Public Health an der Universität Basel betonte, dass die Ausweitung von Grünflächen und Vegetation in städtischen Gebieten und die Förderung von klimafreundlicher Mobilität eine Vielzahl von Vorteilen für die menschliche Gesundheit bietet. Die notwendige Stadtbegrünung kann im Rahmen ohnehin anstehender Strassensanierungen umgesetzt werden, wie Landschaftsarchitektin Rhea Mollet ausführte.
Die durchschnittliche Temperatur in Basel-Stadt hat seit Messbeginn um 2,3 Grad zugenommen und steigt immer schneller. In der Stadt ist es bis zu 10 Grad heisser als im Umland. Besonders in dicht bebauten Quartieren speichern Beton und Asphalt die Hitze und verhindern die nächtliche Abkühlung. Hitzetage und Tropennächte belasten die Menschen und ihre Gesundheit.
Städtische Grünflächen tragen dazu bei, hitzebedingte Krankheiten während der heissen Jahreszeit zu reduzieren, und haben eine Reihe weiterer Vorteile für die menschliche Gesundheit, erklärte Prof. Mirko Winkler vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut. «Dazu gehören die Förderung von körperlicher Aktivität und Bewegung, die Verbesserung der Luftqualität, die Reduzierung von Lärm und die Stärkung von sozialer Interaktion und gemeinschaftlichem Zusammenhalt. Die Erhaltung und Erweiterung von Grünflächen leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung und zum Wohlbefinden in Basel-Stadt.»
Viele Menschen wünschen sich deshalb mehr Bäume und Grünflächen. Neben der Lebensqualität fördern sie auch die Biodiversität, die Claude Wyler, Co-Präsident des WWF Region Basel ausführte: «Städtische Bäume schaffen Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Die städtischen Ökosysteme sind bei uns zu den wichtigsten und diversesten Orten geworden. Basel hat mit nur 13% im Vergleich mit anderen Schweizer Städten die geringste Anzahl Grünflächen. Die Stadtklima-Initiativen bieten uns die Chance, dies zu korrigieren.»
Anstehende Sanierungen als Chancen nutzen
In den nächsten Jahren werden viele Leitungen für den Fernwärme-Ausbau verlegt, behindertengerechte ÖV-Haltestellen gebaut und Strassenbeläge saniert. All diese Projekte bieten Chancen zur Begrünung, die heute viel zu oft verpasst werden. Landschaftsarchitektin Rhea Mollet erklärte an der Pressekonferenz: «In den nächsten zehn Jahren werden im regulären Abschreibungszyklus sowieso fast die Hälfte der Basisstrassen saniert. Sorgen wir dafür, dass im Rahmen dieser Sanierung stadtklimataugliche Strassen realisiert werden.»
Zudem sei heute dank des technischen Fortschrittes vieles möglich: «Bäume über Leitungen zu pflanzen, stellt mit dem modernen Leitungsbau kein Problem mehr dar.»
«Werkleitungssanierungen, Fernwärmeausbau oder Belagserneuerungen können genutzt werden, um Strassen zu entsiegeln und zu begrünen. Dafür braucht es nicht unbedingt zusätzliche Baustellen», bestätigt auch Dipl. Arch. ETH Thies Brunken, Bereichsleiter blau-grüne Infrastrukturen bei Uniola AG, einem in der Schweiz wie auch im Ausland tätigen Büro für Landschaftsarchitektur und Stadtplanung.
Eulerstrasse soll Schule machen
Die Pressekonferenz wurde an der Eulerstrasse durchgeführt, weil diese Strasse ein gutes Beispiel dafür ist, wie Baumreihen entlang von Strassen ohne aufwändige Anpassungsarbeiten bei der Strassenentwässerung angelegt werden können. So wurden Bäume in begrünten Einzelrabatten gepflanzt, bei denen zwischen dem Randstein und der Rabattenumrandung ein Abstand von ca. 35 cm eingehalten wurden. Dieses Vorgehen wurde auch bei der Amerbachstrasse und der Chrischonastrasse gewählt und hat sich gemäss Regierungsrat bewährt.
Klimaschutz umsetzen
Die Bevölkerung hat vor einem Jahr beschlossen, die Klimaemissionen in Basel-Stadt bis 2037 auf Netto-Null zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen auch die Emissionen aus dem Verkehrssektor sinken. Die Stadtklima-Initiativen fördern mit sicheren Velowegen, verkehrsberuhigten Begegnungszonen und Verbesserungen für den öffentlichen Verkehr den Umstieg auf klimafreundliche und flächeneffiziente Verkehrsmittel.
«Der Verkehr ist schweizweit für einen Drittel der CO₂-Emissionen verantwortlich. Gleichzeitig kennen wir die Alternativen und Lösungen schon lange. Die Stadtklima-Initiativen räumen klimafreundlicher Mobilität Platz ein und schaffen damit mehr Verkehrssicherheit und Lebensqualität für alle. So bringt uns der Umstieg auf Velo, Bus und Tram einen grossen Schritt Richtung klimaneutrales Basel bis 2037», begründete Fina Girard, Grossrätin des jungen grünen bündnis, die Wichtigkeit der Stadtklima-Initiativen für die Erreichung der Klimaziele.
Breite Unterstützung für die Initiativen
Die Stadtklima-Initiativen werden unterstützt von: SP Basel-Stadt, Grüne Basel-Stadt, BastA!, WWF, Pro Natura, Pro Velo beider Basel, VCS beider Basel, IGöV Nordwestschweiz, umverkehR, JUSO, junges grünes bündnis, Basel 2030, Greenpeace Regionalgruppe Basel, Ökostadt Basel, Integrale Politik, Klimastreik, Klimabewegung, Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz, Wohnliches Gundeli Ost, Kantensprung AG, Casafair, Unternehmen Mitte, Öpfelchasper, Kurierzentrale, Stiftung Habitat, Velo Willi, Urban Agriculture Basel, Klimagrosseltern, Klimaseniorinnen, Nomatark und vielen engagierten Einzelpersonen.
Jean-Luc Perret, SP-Grossrat betonte zum Abschluss den Gewinn durch die Stadtklima-Initiativen: «Wir müssen umdenken und unsere Stadt nach neuen Gesichtspunkten gestalten. Dank den Stadtklima-Initiativen kommen in Zukunft die Lebensqualität und die Grünräume zuerst. Das nützt allen und ist machbar.»