In der Schweiz gibt es rund 10 Millionen Parkplätze. Sie nehmen eine Fläche in Anspruch, die der Grösse des Vierwaldstättersees entspricht. Dieser Platz kann in der dichtbesiedelten Schweiz besser genutzt werden. Gerade in Städten kann eine Umgestaltung der Parkplätze die Attraktivität des öffentlichen Raums deutlich steigern. umverkehR erobert den Parkraum am internationalen Parking Day am Freitag, dem 15. September zurück.
Jede Fahrt beginnt und endet mit einem Parkplatz. Als Faustregel kann deshalb angenommen werden, dass es pro Personenwagen zwei Abstellplätze gibt. In der Schweiz ist eine Fläche in der Grössenordnung des Vierwaldstädtersees für stehende Fahrzeuge vorbehalten. «Am Parking Day wollen wir mit humorvollen Aktionen aufzeigen, wie wertvolle öffentliche Fläche zurückgewonnen werden kann», erklärt Silas Hobi, Geschäftsleiter von umverkehR. Attraktive Grünräume, gemütliche Cafés, lauschige Baumalleen oder abenteuerliche Spielplätze beleben das Quartier, erhöhen die Lebensqualität und sind ein Gewinn für die Bevölkerung und die Umwelt.
Marktverzerrung, Fehlanreize, Kostenüberwälzung
Unerklärbar ist, wie billig alle Schweizer Städte mit sogenannten Anwohnerparkparten öffentlichen Raum für Privatfahrzeuge zur Verfügung stellen. Die Mietkosten liegen einen Faktor 8 bis 10 tiefer als bei Privatparkplätzen. Sie decken kaum die Kosten für Erstellung und Unterhalt, liegen weit unter den jeweiligen Bodenpreisen und führen zu Einnahmeeinbussen in Millionenhöhe. Mit der Parkplatzerstellungspflicht existiert ein veritabler verkehrspolitischer Fehlanreiz, der zu einem Überangebot an Parkplätzen führt und dadurch Autofahrten generiert. Gleichzeitig nimmt die Anzahl autofreier Haushalte zu. Können Parkplätze in Wohnbauten nicht zu den Gestehungskosten vermietet werden, werden die Kosten häufig über die Miete abgewälzt - auch auf Personen ohne Auto.
Schlechte Auslastung
Nur in jedem zehnten Fünfplätzer sitzt zur Stosszeit eine zweite Person. Autos stehen durchschnittlich 23 Stunden am Tag ungenutzt herum. Der Begriff Stehzeug trifft deshalb besser zu als Fahrzeug. Fahrgemeinschaften und Car-Sharing können die Auslastung der Fahrzeuge deutlich steigern und somit die Anzahl Fahrzeuge und Parkplätze reduzieren. Die Automatisierung des Verkehrs führt dazu, dass der Autoverkehr in wenigen Jahren mit einem Drittel des heutigen Fahrzeugparks abgewickelt werden kann. Der ÖV, Fuss- und Veloverkehr benötigt für die gleiche Verkehrsleistung deutlich weniger Platz als der motorisierte Individualverkehr. Die verantwortlichen Behörden sind daher gut beraten, die Anzahl Parkplätze zu reduzieren und Privatfahrzeuge auf privaten Grund zu verbannen.
Parking Day
Der Parking Day wurde im Jahr 2005 in San Francisco von einem Kunst- und Design-Kollektiv ins Leben gerufen. Die Veranstaltungs-Idee ist so einfach wie überzeugend: Auf der Fläche eines markierten Parkfelds wird temporär ein öffentlich zugänglicher Ort geschaffen. Der Parking Day findet jährlich am dritten Freitag im September weltweit in über 30 Ländern und 150 Städten wie San Francisco, Kapstadt, München, Barcelona, Berlin, Salzburg oder Peking statt. Rund um den Globus gestalten engagierte Leute Auto-Parkplätze zu individuellen Freiräumen um.
In der Schweiz hat die verkehrspolitische Umweltorganisation umverkehR die Aktion bereits in Genf, Zürich, Basel und Bern in kleinem Rahmen durchgeführt und beispielsweise einen Parkplatz in einen gemütlichen Spielplatz verwandelt. Am Freitag 15. September 2017 sind Aktionen in Basel, Glarus, St. Gallen und Zürich angekündigt. Bilder der Aktionen werden mit den Hashtags #stattParkplatz und #ParkingDay17 hochgeladen.
Weitere Informationen:
Silas Hobi, Geschäftsleiter umverkehR
079 899 09 18
Daniel Costantino, Kampagnenleiter umverkehR
079 647 83 48