Gestern hat sich umverkehR mit einem Badetuch in der Grösse eines Parkfelds in der Badeanstalt Oberer Letten in Zürich breitgemacht. Löst man den Parkplatz aus seinem «natürlichen Kontext», dem Strassenraum, und platziert ihn auf der grünen Wiese, dann zeigt sich auf eindrückliche Weise, dass parkierte Autos viel zu viel Platz brauchen.
Mit unserem Riesenbadetuch haben wir am Oberen Letten bildlich gezeigt, wie viel Platz ein stehendes Auto benötigt. In gut 95% seiner Zeit ist das Auto nämlich ein «Stehzeug», wie dies der Verkehrsexperte Hermann Knoflacher beschreibt. Parkierende Autos dominieren unsere Stadtlandschaft. Mit dieser Aktion wollen wir die Leute motivieren, die aktuelle Verteilung des öffentlichen Strassenraums zu hinterfragen. Ein herumstehendes Auto beansprucht mit 13 bis 15 Quadratmetern enorm viel Platz. Auf der gleichen Fläche könnte man bequem 10 Badetücher auslegen, 10 Fahrräder abstellen, eine Party für 30 Leute veranstalten oder einfach öffentliche Freiräume schaffen.
Wenn man bedenkt, dass es schweizweit 8 bis 10 Millionen Parkplätze gibt, ist das Potenzial für eine optimierte Nutzung der Flächen enorm. Die städtische Strasse soll nicht in erster Linie ein Ort für fahrende und stehende Autos sein, sondern als Ort der Begegnung wahrgenommen und auch genutzt werden.
Denn das Auto-Parkieren hat direkte Auswirkungen auf die Nutzung und die Gestaltungsqualität des öffentlichen Stadtraums. Trottoirs sind zuparkiert, es fehlt der Platz für durchgehende, breite und sichere Velowege, der Aufenthalts- und Spielraum Strasse ist besetzt von Autos. Ein Parkplatzabbau würde Lebens- und Aufenthaltsqualität in unsere Quartiere zurückbringen und könnte den Strassenraum wieder zu einem Aufenthaltsraum für Kinder und QuartierbewohnerInnen machen.
Ein solcher Parklatzabbau wäre auch nur konsequent, da die Attraktivität der Autos sinkt. In der Stadt Zürich sank der Motorisierungsgrad, also die Anzahl immatrikulierter Personenwagen (Pw) pro 1000 EinwohnerInnen, von 417 im Jahr 2001 auf 351 im Jahr 2014, also um satte 16%. Und auch unter Berücksichtigung der Bevölkerungszunahme in Zürich resultierte eine Abnahme von 139 359 zugelassenen Pw im Jahr 2001 auf 134 727 im Jahr 2014. Und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren umkehrt. So ist beispielsweise der Anteil der 18- bis 24-Jährigen, die über einen Führerschein verfügen, von 1994 bis 2010 von 71% auf 59% gesunken.
Diese Sommeraktion ist Teil der umverkehR-Kampagne «Platz da!» zum Platzverbrauch im Verkehr. www.umverkehr.ch/platz
Bilder von der Aktion finden Sie unten (mehr Bilder auf Anfrage).
Weitere Informationen:
Bernhard Piller, Geschäftsleiter umverkehR, 079 823 64 93