Die Umweltorganisation umverkehR kämpft für die Wiedereinführung der Schlafwagen bei der SBB – findet aber kein Gehör.
Im Bett einschlafen, in einer fernen Stadt aufwachen: Mit Nachtzügen ist dies möglich. Doch immer mehr Linien werden gestrichen – europaweit. In der Schweiz sind in den letzten Jahren die Linien Bern–Brüssel, Zürich–Rom, Zürich–Barcelona, Basel–Moskau und Basel–Kopenhagen aufgehoben worden.
Die noch bestehenden sieben Verbindungen aus der Schweiz werden von ausländischen Unternehmen betrieben. Neben Linz–Wien–Budapest und Köln–Amsterdam sind das Berlin, Hannover–Hamburg, Dresden–Prag, Graz und Ljubljana–Zagreb–Belgrad.
Gegen das Verschwinden des Nachtzugs setzt sich die Umweltorganisation Umverkehr ein. Sie lancierte eine Petition ein, die bis anhin von mehr als 8000 Personen unterschrieben wurde und führte im März eine Umfrage mit rund 5000 Teilnehmern zum Thema Nachtzug durch.
Rom, Barcelona, Kopenhagen
Die Organisation hält fest, dass die Umfrage nicht repräsentativ sei, da nur ein spezifisches Kundensegment angesprochen worden sei: Personen, die klimafreundliches Reisen wichtig finden und gerne mit dem Nachtzug reisen.
Dennoch sind die Resultate interessant: Am meisten vermissen die Teilnehmenden die Linien nach Rom, Kopenhagen und Barcelona. Gefragt, was am Nachtzug besonders wichtig ist, gaben 91 Prozent die direkte Verbindung an.
Was Umverkehr aufhorchen liess: 63 Prozent steigen aufs Flugzeug um, wenn kein Angebot eines Nachtzugs vorhanden ist. In der Medienmitteilung heisst es: «Dies widerlegt das Argument der Bahnunternehmen, dass die Tageszugverbindungen den Nachtzug ersetzen könnten. Jede Streichung von Nachtzugverbindungen führt zu mehr Flugverkehr – auch bei einem umweltbewussten Kundensegment.»
SBB: «Wiederinbetriebnahme nicht vorgesehen»
Am Mittwoch präsentierte die Organisation die Umfrageergebnisse der SBB in Bern. Diese «nimmt diese Ergebnisse zur Kenntnis», wie sie mitteilt. Mehr wird nicht passieren: Die SBB hält fest, dass sie sich aus wirtschaftlichen Gründen 2009 aus dem Nachtzug-Geschäft zurückgezogen habe.
«Eine Wiederinbetriebnahme ist auch heute nicht vorgesehen.»
Lieber fokussiert sich die SBB laut Mitteilung auf Tagesverbindungen, die Ziele in Europa innert vier bis sechs Stunden erreichbar machen. Die Reisezeiten im internationalen Tagesfernverkehr hätten sich bereits deutlich verkürzt. Einige Ziele würden in Zukunft noch schneller erreichbar sein – zum Beispiel nach der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels.
(num)