Die Planung ist veraltet, die Quartiere werden mit krassem Mehrverkehr belastet, die Kosten sind doppelt so hoch wie der Nutzen – und trotzdem hält das Astra am Autobahnausbau in Schaffhausen fest.
Knapp 500 Millionen Franken sollen in Schaffhausen für einen Ausbau der Autobahnen ausgegeben werden, von dem man bereits heute weiss, dass er mehr Schaden anrichtet, als Probleme löst. Geplant ist eine zweite Röhre des Fäsenstaubtunnels, der die Altstadt unterirdisch quert. Dessen Bau wird, wie dies bei Tunnels üblich ist, extrem CO₂-intensiv.
Der darauffolgende Anschluss Schaffhausen-Nord wird reduziert, sodass keine Auffahrt mehr möglich ist. Was abstrakt tönt, hat ganz konkrete negative Auswirkungen für die Schaffhauser Bevölkerung: Die Quartiere werden von bis zu einem Viertel mehr Fahrzeugen regelrecht überrollt, die beim weiter entfernten Anschluss Mutzentäli auf die Autobahn gelangen. Trotz diesen erschreckend hohen Zahlen liegen bisher noch keine verbindlichen flankierenden Massnahmen vor, die die Bevölkerung wenigstens ein bisschen von den Blechlawinen entlasten würden
Doppelstöckige Autobahn
Insgesamt fällt die Kosten-Nutzen-Analyse des Astra klar negativ aus. Die Kosten, die insbesondere durch den kostspieligen Bau des Tunnels entstehen, übersteigen den Nutzen des Ausbaus um das Doppelte. Ein Grund dafür ist, dass die eigentlichen Engpässe gar nicht beseitigt werden. Selbst das Astra gibt in seinem Umweltverträglichkeitsbericht zu, dass der Ausbau «keine wahrnehmbaren Auswirkungen bezüglich der Verkehrsbelastung» hat.
Internationaler Güterverkehr
Eine Studie geht von einem Anstieg bis zu 50 Pro- zent an grenzüberschreitendem Lastwagenverkehr aus. Dies verstösst klar gegen den Alpenartikel in der Schweizer Verfassung, der besagt, dass Gütertransitverkehr wenn immer möglich auf der Schiene abgewickelt werden muss. Mit diesem zusätzlichen Angebot werden falsche Anreize gesetzt.
Auch der Grosse Stadtrat von in Schaffhausen hat sich äussert kritisch in die Diskussion um den Autobahnausbau eingemischt. So hat er die Stadtregierung beauftragt, sich dafür einzusetzen, dass das Astra alternative Ausbauvarianten prüft.
Ein Quartier wird überrollt
Das Astra rechnete mit 25 Prozent Mehrverkehr in unserem Quartier.
«Dass in Schaffhausen ein Autobahnprojekt geplant ist, wussten wir schon länger. Als wir vor zwei Jahren aber die Pläne zu Gesicht bekamen, war das ein Schock. Das Astra rechnete mit 25 Prozent Mehrverkehr in unserem Quartier. Um Aufklärungsarbeit zu leisten und flankierende Massnahmen zu fordern, haben wir die breit aufgestellte IG Fäsenstaub gegründet. Ohne uns wären noch viel weniger Informationen bekannt. Im Mai haben wir die Entlastungsinitiative lanciert, die dem Parlament ein Werkzeug in die Hand geben soll, um flankierende Massnahmen umzusetzen. »
Daniel Zollinger wohnt im Quartier Niklausen und hat die IG Fäsenstaub mitgegründet.