Eine breite Koalition aus politischen Parteien und Umweltorganisationen lanciert am 14. Mai die Unterschriftensammlung für die Gemeindeinitiative. Sie fordert mehr Grün zum Schutz der Bevölkerung vor den Folgen des Klimawandels und für eine bessere Lebensqualität.
Mit einer symbolischen "Begrünung" der Strasse vor dem Schlossmattschulhaus macht eine breite Koalition aus politischen Parteien und Umweltorganisationen auf die Lancierung der Gemeindeinitiative "für ein Stadtklima mit Zukunft" aufmerksam. Dabei geht es der Koalition aus SP, Grünen und EVP mit Unterstützung der Umweltorganisation umverkehR nicht darum, die Stossrichtung des Gemeinderats zu torpedieren, sondern mit verbindlichen Zielen und Massnahmen zu verstärken.
Der Klimawandel führt in Burgdorf nämlich zur Bildung von Hitzeinseln überall dort, wo wenig Grün und viel versiegelte Flächen sind. Der Kanton hat auf dem Geoportal hierzu eine Karte veröffentlicht, die das Szenario 2060 darstellt. Tiefrot ist das Bahnhofquartier, die untere und obere Altstadt, Teile des Schlossmattquartiers und der Buchmatt eingefärbt; das bedeutet über 4 Grad nächtliche Temperaturerhöhung gegenüber dem Offenland. Hitzeperioden stellen ein grösser werdendes Gesundheitsrisiko dar. Esther Liechti-Lanz von der EVP weist am Lancierungsanlass auf die sozialen Folgen von Hitzewellen für besonders gefährdete Personen hin. Sie dürfen aus gesundheitlichen Gründen nicht aus dem Haus und sind deshalb sozial isoliert.
Begrünung des versiegelten Strassenraums
Damit mit verbindlichen Massnahmen die negativen Auswirkungen der Klimaerhitzung gemildert werden, fordert die Initiative eine Verringerung der Versiegelung und eine artenreiche Begrünung. Denn gerade Bäume und versickerungsfähige Böden sind die besten Massnahmen und steigern erst noch die Lebensqualität. Dazu soll gemäss Initiative ein Reglement mit 4 Artikeln erlassen werden. Kernstück der Massnahmen ist, dass während 12 Jahren jedes Jahr 0.5% des Strassenraums begrünt wird. Durchlässige Böden ohne Begrünung werden dabei hälftig angerechnet. Die 12 Jahre sind auf 3 Planungsphasen der Agglomerationsprogramme abgestimmt. So werden Entsiegelungsmassnahmen von Bund und Kanton finanziell unterstützt.
Mit der Initiative wird die strategisch ausgerichtete Politik des Gemeinderates konkretisiert und verbindlich festgelegt. Damit beschleunigt sich die Umsetzung und ist auf eine breite Basis gestellt, so die Initianten.
Warum eine städtische Initiative?
Ist die Initiative ein Wahlkampfgetöse? Christian Hedinger, selber Stadtrat, spricht davon, dass mit der Initiative ein schwieriger Weg gewählt wurde, der aber eine breite Verankerung in der Bevölkerung verspricht. Es braucht die Unterschrift von jeder 10. stimmberechtigten Person für ein Zustandekommen, was eine ausserordentlich hohe Hürde ist. Andere Städte haben tiefere Quoten, Bern z.B. 3.5%. Es braucht also Durchhaltewille, damit die Initiative zustande kommt.
Gesundheit zuerst
Esther Liechti-Lanz, Präsidentin der Evangelischen Volkspartei EVP Burgdorf, spricht am Lancierungsanlass die Gesundheitsaspekte der Initiative an. Sie ist Pflegende auf der Intensivstation im Spital Burgdorf. Auf dem Rückweg von ihrer Abendschicht hat sie in Hitzeperioden festgestellt, wie gerade beim Schulmattschulhaus die grossen versiegelten Flächen aufgeheizt sind und die Nachtabkühlung verzögern. Hitzeinseln beeinträchtigen Wohlbefinden und Gesundheit, gerade bei Kleinkindern, älteren Leuten und Personen mit Vorerkrankungen. Während Hitzeperioden, so Liechti, geschehen statistisch gesehen mehr Spitaleinweisungen.
Wo stehen die Stadtklima Initiativen in der Schweiz?
Magdalena Erni von der Organisation umverkehR unterstützt die Stadtklima Initiativen in der ganzen Schweiz. Burgdorf ist bereits die 11. Initiative, welche alle ähnliche Ziele verfolgen. Dem Misserfolg bei der Volksabstimmung in Basel stehen viele Erfolge gegenüber: In vielen Städten wurden Gegenvorschläge zu den Initiativen angenommen. Zürich und andere Abstimmungen stehen noch bevor. Die Rahmenbedingungen in Burgdorf schätzt Erni als geeignet für einen Erfolg ein.