Der Autobahnausbau verstärkt den Autoverkehr in den umliegenden Städten und Dörfer. Ausserhalb der Städte fördert er die Zersiedelung der Landschaft und verfestigt die Abhängigkeit vom Auto.
Die wenigsten Autofahrer:innen arbeiten in Autobahnrestaurants oder schlafen auf Raststätten. Autofahrende, die auf Autobahnen unterwegs sind, verlassen diese zwangsläufig irgendwann, um zu ihrer Wohnung, zur Arbeit oder zu einem Freizeitziel zu gelangen, und verstopfen dann die Ortschaften.
In den Städten gefährdet der Autobahnausbau die Umgestaltung des öffentlichen Raums zugunsten einer nachhaltigen Mobilität. Da Rückstaus auf Autobahnen aus Sicherheitsgründen vermieden werden müssen, können bei grossen städtischen Strassen, in welche die Autobahnausfahrten münden, die Anzahl der Autofahrspuren nicht reduziert werden. Projekte für Velowege oder Busspuren auf diesen Achsen werden bereits heute häufig mit dieser Begründung abgelehnt.
Urbaner Trichter und überrollte Dörfer
Wenn man nicht gerade Gebäude abreisst, kann man den Strassenraum in der Stadt nicht erweitern. Eine Verbreiterung der Autobahnen wird daher diesen Trichtereffekt verstärken. Sechsspurige Autobahnen werden den Verkehr auf die bereits überlasteten Stadtachsen pressen, und es wird noch schwieriger, den übermässigen Flächenanteil des Autos in den Städten zu verringern. Diese Projekte stehen also in völli- gem Widerspruch zur Politik der meisten Städte, den Autoverkehr zu reduzieren: Kein Wunder, dass sich neben der betroffenen Bevölkerung auch die Stadtregierungen von Bern, Nyon und Genf gegen den Autobahnausbau wehren.
Der Bürgermeister von Chavanne-de-Bogis – einer kleinen Gemeinde in der Nähe der Autobahn Nyon–Genf – befürwortete im Schwei- zer Radio die Verbreiterung der A1, um die ein bis zwei Kilometer lange Autokolonne «flüssiger » zu machen, die morgens und abends durch seinen Ort fährt. Dies wird jedoch nie passieren. Die Autobahn Annecy–Genf, die den starken Autoverkehr durch die französische Gemeinde Cruseilles entlasten sollte, brachte dort nur für kurze Zeit Erleichterung. Nach weniger als sechs Jahren waren die Staus schlimmer als je zuvor, und die Autobahn füllt sich weiter. Diese Erfahrung machen Städte und Gemeinden auf der ganzen Welt.
Autozentrierte Entwicklung
Die geplanten Autobahnen führen zu einer weiteren Zersiedelung ausserhalb der Stadtzentren: Jede neue Autobahnspur, jedes Autobahnkreuz oder jede Anschlussstelle führt zum Bau von Wohnsiedlungen, Arbeitsplätzen oder Einkaufszentren, die nur mit dem Auto erreichbar sind. Entsprechend werden neue Siedlungen mit geringer Dichte gebaut, was im Widerspruch zu einer nachhaltigen Raumplanung steht. Der Autobahnausbau verschärft die Autoabhängigkeit und die Zersiedelung.