Für die Autolobby ist es normal, dass der Grossteil des öffentlichen Raums für Autos zur Verfügung steht. Mit dieser Arroganz will umverkehR brechen. Unsere Stadtklima-Initiativen leisten dafür einen
wichtigen Beitrag.
Das Sommerloch ist immer wieder eine gute Gelegenheit, um Belanglosigkeiten in den Medien unterzubringen. Vergangenen Sommer beschäftigte die Zeitungen in der Stadt Zürich der angeblich grosse Widerstand gegen die Veloroute in Höngg. Über 300 Einsprachen seien eingegangen. Das sind knapp 0,3 Prozent der 101 336 Ja-Stimmen bei der Volksabstimmung vor zwei Jahren – eine verschwindend kleine Minderheit.
Sichere Velorouten statt Parkplätze
Zugunsten sicherer Velorouten werden Parkplätze abgebaut. Da sehen gewisse Leute rot. Parkplätze sind für sie so etwas wie ein Menschenrecht und der Abbau unverhandelbar. Für den Erhalt sind sie vermutlich bereit, bis vor Bundesgericht zu gehen. Es ist für sie selbstverständlich, dass ihnen mehr Platz im öffentlichen Raum zusteht als Menschen ohne Autos. Das Phänomen hat einen Namen: Es nennt sich «Arrogance of Space» – also Arroganz des Raums.
Autofahrer:innen brauchen dreimal so viel Platz
Dieses Phänomen ist im öffentlichen Raum weit verbreitet. Eine Studie aus Berlin hat herausgefunden, dass Menschen mit einem Auto rund dreimal so viel Platz einnehmen wie Menschen ohne Auto. In unserem Alltag ist es normal, dass sich Pendler:innen im ÖV in den Stosszeiten eng zusammenquetschen, während es sich die Autofahrenden meistens alleine in ihren Blechkisten bequem machen. Wir nehmen es hin, dass der Veloverkehr auf dem Trottoir geführt wird und es deswegen zu Konflikten mit den Fussgänger:innen kommt. Oder dass es bei Tempo 50 nicht einmal Velostreifen hat, weil da Autos parkieren «müssen». Es ist typisch, dass Busse im Stau stehen, weil keine separaten Busspuren erstellt werden. Die Liste liesse sich beliebig verlängern.
Teure Mieten und günstige Parkplätze?
Bezeichnend am Konzept des «Arrogance of Space» ist, dass sich die Autolobby gerne in der Opferrolle sieht. Sie betont, dass alle Verkehrsträger gleichberechtigt seien und blendet dabei komplett aus, dass der Autoverkehr übermässig viel Platz beansprucht. Kürzlich habe ich Folgendes gelesen: «Wir haben teure Mieten für Menschen, aber günstige Parkplätze für Autos.
Wir setzen unsere Prioritäten verkehrt herum. Wir töten unsere Städte.» Umso stossender ist, dass der erbitterte Widerstand gegen jeden Spur- oder Parkplatzabbau die Umsetzung von Velorouten auf Jahre hinaus verzögert. Zur Vermeidung des Konflikts mit Autofahrenden verzichten Planungsbehörden viel zu oft auf sichere Velorouten und genügend breite Trottoirs.
Stadtklima-Initiativen als wichtiger Schritt
Es ist nicht einzusehen, warum Menschen mit einem Auto mehr Platz im öffentlichen Raum beanspruchen dürfen als andere. Ungleich mehr Bewohner:innen profitieren von Bäumen anstelle von Parkplätzen oder von einem ÖV mit Vorfahrt. Eine Mehrheit der Bevölkerung fordert seit Jahren sichere Velorouten, damit weniger Unfälle geschehen. Mit den Stadtklima-Initiativen will umverkehR deshalb die «Arrogance of Space» ausgleichen und fordert die Umwandlung von Strassenfläche in Flächen für den ÖV, Fuss- und Veloverkehr sowie in Grünflächen mit Bäumen. Das ist ein wichtiger Schritt hin zu einer gerechteren Verteilung des öffentlichen Raums in unseren Städten.