«Gender Planning» oder warum eine Verkehrswende mit Blick auf die Sorgearbeit unsere Städte lebenswerter macht.
Grünflächen und Trottoirs
Eine gleichberechtigte Stadtplanung – auch «Gender Planning» genannt – berücksichtigt die unterschiedlichen Zielgruppen statt einseitig vom Autoverkehr und den Arbeitswegen her zu denken. Für Eva Kail, die als Stadtplanerin in Wien seit 30 Jahren Vorreiterin auf diesem Gebiet ist, bedeutet «Gender Planning» mehr Barrierefreiheit und mehr Platz auf Trottoirs, wie sie letztes Jahr in einem Interview in der «Zeit» erklärte. Das komme Kindern, Älteren und Gebrechlichen und all jenen zugute, die einen Kinderwagen schieben. Grünflächen und Parkanlagen, Schulen und Kitas müssen zu Fuss, mit dem Velo und dem ÖV gut erreichbar sein.
Beim «Gender Planning» geht es um mehr als das Geschlecht. «Es müssen Bewegungsfreiheit und das Recht aller Menschen – [...] un abhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Behinderung – auf um weltverträgliche und eigen ständige Mobilität im Alltag im Zentrum von Planungsentscheidungen stehen», fasste es die Wiener Landschafts- und Verkehrsplanerin Bente Knoll in der Zeitschrift «Collage» zusammen.
Stadt der kurzen Wege
Weniger Autoverkehr bedeutet weniger Gefahren und Hindernisse, mehr Platz für Begegnungen, Erholung und Spielen im direkten Wohnumfeld. Insbesondere für Kinder, ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen mit kleinem Bewegungsradius ist die Gestaltung des öffentlichen Raums in den Quartieren entscheidend – und damit auch für jene Menschen, die sich im Alltag um sie sorgen. Je näher Kitas, Schulen, Einkaufsläden und Gesundheitseinrichtungen sind, desto kleiner der Betreuungsaufwand und desto eher sind Kinder und ältere Menschen selbstständig unterwegs. Eine Stadt der kurzen Wege ist deshalb auch aus Sicht der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Sorgearbeit ein wichtiges Ziel.