Postwachstum Mobilität
Dörfer und Städte blühen mit weniger Autoverkehr auf
In den letzten Jahren wurde das am von der verkehrspolitischen Umweltorganisation umverkehR organisierten PARK(ing) Day bereits in vielen Städten erprobt und Parkplätze am dritten Freitag im September für einen Tag oder ein paar Stunden vielseitig umgenutzt. Das würde unsere Dörfer, Quartiere und Städte wiederbeleben und den sozialen Zusammenhalt stärken. Wir müssen nicht von Parkplatzabbau sprechen, sondern vom Potenzial der möglichen Nutzungen erzählen. So können wir eine andere Verkehrspolitik schmackhaft machen.
Glücklicherweise können wir in der Schweiz auf eines der weltweit besten Bahnnetze setzen. Über 1000 Bahnhöfe sind vorhanden und können wiederbelebt werden (BFS 2020b). Wenn es uns gelingt, mit Geldern aus dem Agglomerationsprogramm günstigen Wohnraum in Bahnhofsnähe zu erstellen, haben wie viel gewonnen. Denn die viel zitierte «Innenentwicklung» ist der Königsweg zur Lösung der Verkehrsprobleme. Sie reduziert die Personenkilometer bei gleichbleibender Mobilität. Gleichzeitig müssen aber die Aussenräume entsprechend attraktiv sein, damit sie von der Bevölkerung angenommen werden. Es ist ein Trugschluss, dass uns das Auto mobiler gemacht hat. Das Gegenteil ist der Fall. Autos sind überdimensionierte motorisierte Rollstühle, in welchen man komplett immobil angegurtet ist. Das ist ungesund und führt aus Faulheit zu vielen Kilometern. Wer aber in Schaffhausen wohnt und mit dem Auto nach Zürich zur Arbeit fährt ist nicht mobiler als jemand, der in Sarnen zu Fuss zur Arbeit spaziert. Die Mobilität ist die gleiche: Man geht zur Arbeit. Der Verkehr in Form von Personenkilometern unterscheidet sich aber stark. Und damit auch die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft. Wir müssen die Mobilität fördern und gleichzeitig den Verkehr reduzieren.
ARE – Bundesamt für Raumentwicklung (2021): Externe Kosten und Nutzen des Verkehrs in der Schweiz Strassen-, Schienen-, Luft- und Schiffsverkehr 2018, Link
BAFU – Bundesamt für Umwelt (2021): Emissionen von Treibhausgasen nach CO₂-Gesetz und Kyoto-Protokoll, 2. Verpflichtungsperiode (2013–2020), Link
BFE – Bundesamt für Energie (2021a): Deutlicher Rückgang von Treibstoffverbrauch und CO₂-Emissionen neuer Personenwagen im Jahr 2020, Link
BFE – Bundesamt für Energie (2021b), Pressemitteilung, 31.8.2021, Link
BFS – Bundesamt für Statistik (2020a), Verkehrsleistungen im Personenverkehr, T 11.4.1.2, Link
BFS – Bundesamt für Statistik (2020b): Infrastruktur und Streckenlänge, Link
BFS – Bundesamt für Statistik (2021): Fahrzeuge, Link
BFS – Bundesamt für Statistik/ARE –Bundesamt für Raumentwicklung (2017): Verkehrsverhalten der Bevölkerung, Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2015, Link
NZZ – Neue Zürcher Zeitung (2010): Auf 150 Metern finden 1700 Passagiere Platz, 3.6.2010, Link
Scharrer, M. (2018): So plant Zürich für die nächsten 100 000 Einwohner, in: Limmattalerzeitung, 20.9.2018, Link
Städtevergleich Mobilität (2017): Vergleichende Betrachtung der Städte Basel, Bern, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich im Jahr 2015, Link
Stalder, H. (2018): Milliarden gegen den Verkehrskollaps, in: Neue Zürcher Zeitung, 14.9.2018, Link
Swiss E-Mobility (2021): Szenario 2035: Marktdurchdringung für Steckerfahrzeuge (PEV) in der Schweiz, Juli 2021, Link
Tagesanzeiger (2018): So viel kosten Staus auf Schweizer Strassen, 8.8.2018, Link
UVEK – Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (2017): CO₂-Emissionsvorschriften für Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge Grundlagenbericht, 23.2.2017, Link
Wagner, M. (2020): Paris baut 70 000 Parkplätze ab, SRF, 28.10.2020, Link