Die erste Pensionierung bei umverkehR! Andrea von Maltitz, seit 2003 zuständig für die Koordination in der Romandie und einige Jahre auch Vorstandsmitglied bei umverkehR, trat Ende Juli in den Ruhestand. Während 18 Jahren reiste sie oft von Genf nach Zürich, übersetzte Texte und setzte sich unermüdlich für die Anliegen von actif-trafiC ein.
Du warst bei umverkehR 18 Jahre für die Romandie zuständig. Was hat sich in diesen fast zwei Jahrzehnten verändert?
Die zwei Geschäftsstellen von umverkehR/actif-trafiC haben sich mit den zunehmenden Aufgaben auf 400 Stellenprozente vergrössert und professionalisiert. Heute bearbeiten wir viel mehr «Spezialthemen» wie im Moment z.B. die Nachtzuglinien und das Projekt GEHsund. Zudem setzen wir den Fokus auf die grossen Kernstädte: vor 10 Jahren mit den Städte-Initiativen und nun mit den Stadtklima-Initiativen. Unsere Ideen werden in den städtischen Gebieten breiter unterstützt und wir haben hier mehr Erfolg.
Was hat sich speziell in Genf verändert?
Die städtischen und kantonalen Verwaltungen setzen heute viel mehr auf den Austausch mit den Umweltorganisationen. Diese Diskussionen sind allerdings zeitaufwendig und verlangen von uns ein breites Fachwissen in den Bereichen öffentlicher Verkehr und Fuss- und Veloverkehr.
Eines der schönsten Erlebnisse bei umverkehR war die gewonnene Abstimmung über die Städte-Initiative in Genf.
Und was ist gleich geblieben in diesen 18 Jahren?
Ganz sicher ist der Wunsch nach einer Reduktion des Autoverkehrs immer noch unsere Hauptantriebsfeder. Auf der Geschäftsstelle herrscht nach wie vor grosse Begeisterung und viel Idealismus. Die Unterschriften für die Stadtklima-Initiative in Genf wurden in Rekordzeit gesammelt, nicht zuletzt dank zahlreichen Freiwilligen, die immer noch unersetzbar sind.
Welches waren die Glanzlichter?
Eines war der ÖV-Test, der aus Sicht der Benutzenden und nicht der Verkehrsbetriebe durchgeführt wurde. 2003 war das ein Türöffner bei den Verwaltungen. Die Studie hat einiges bewirkt. Die Wiederholung des Tests 2006 und 2012 ergab eine deutliche Verbesserung bei den Schwachpunkten, die wir kritisiert hatten. Die Bewertung der FussgängerInneninfrastrukturen in 11 Städten war eine Premiere und führte später zur wissenschaftlich unterstützten Studie «GEHsund – Städtevergleich des Fussverkehrs». Dadurch können die Städte selbstständig die Schwachpunkte ihrer Fusswege eruieren. Die Petition zum Erhalt der Nachtzuglinien war ein echter Renner. Die Leute standen an, um sie zu unterschreiben. Später entstand daraus die Kampagne «Zug statt Flug» und eine stärkere Zusammenarbeit mit den SBB, um die Nachtzuglinien zu retten.
Was war dein schönstes Erlebnis bei umverkehR?
Die Abstimmung über die Städte-Initiative in Genf war 2011 eine Zitterpartie bis zur Auszählung der letzten Stimmen. Und dann der Freudentaumel: Es hat geklappt! Die Initiative wurde angenommen – wenn auch knapp.
Was sollte umverkehR in der Zukunft noch angehen?
Die Kernstädte bilden nur einen kleineren Teil der Schweiz. Man denke nur an die Abstimmung über das CO2-Gesetz. Wir müssen unsere Ideen auch in die Agglomeration bringen, etwa nach Dietikon bei Zürich. Zudem sollten wir uns verstärkt dem Thema Raumplanung widmen, denn vieles wird auf der übergeordneten Planungsebene entschieden. Ich persönlich werde mich daher in Zukunft im Rahmen eines grenzüberschreitenden raumplanerischen Forums als Freiwillige engagieren.
Dann bleibst du ja auch im Ruhestand weiterhin aktiv – dazu alles Gute und für dein tolles Engagement bei umverkehR ein riesiges Dankeschön!