Wir müssen vollständig auf erneuerbare Energien umstellen, sagt der bekannte Klimaexperte Andreas Fischlin. Ein Gespräch über die Dringlichkeit und die Rolle der Schweiz beim Klimaschutz.
Ist CO2 wirklich das Hauptproblem?
Das CO2, also das Kohlendioxid, ist die wichtigste Ursache des Klimawandels. Der CO2-Gehalt liegt heute bereits 48 % über dem der vorindustriellen Zeit. Mit dem beschlossenen Klimaschutzabkommen muss jegliches Verbrennen von Kohle, Erdöl und Gas weltweit bis 2050 gestoppt werden.
Also bleibt noch genügend Zeit, den Klimawandel in Grenzen zu halten?
Es ist fünf nach zwölf – nicht fünf vor zwölf. In der Schweiz messen wir bereits heute eine Erwärmung von 1,85 Grad gegenüber der frühindustriellen Zeit. Das ist doppelt so viel wie im globalen Durchschnitt. Die Wetterextreme treten gehäuft bis rekordartig auf, das ist eine direkte Folge des Klimawandels. Einen ungebremsten Klimawandel können wir uns nicht leisten.
Ist das CO2-Gesetz das geeignete Instrument gegen den Klimawandel?
Es ist ein wichtiges Puzzleteil im Klimaschutz. Jede Möglichkeit, etwas zum Klimaschutz beizutragen, muss genutzt werden.
Aber was nützt es, wenn die kleine Schweiz solche Massnahmen ergreift?
Die Schweiz kann das Weltklima beeinflussen, wenn sie ein Vorbild ist. Im Vergleich zu den meisten anderen Ländern sind in der Schweiz die Flugverkehrsemissionen pro Person deutlich höher.
Und was, wenn wir nicht handeln?
Der Treibhausgas-Ausstoss nimmt stetig zu, mit allen Konsequenzen wie Wetterextreme, Trockenheit und einem massiven Anstieg des Meeresspiegels. Es sind tiefgreifende Änderungen auf allen Ebenen gefordert, nicht nur im Flugverkehr. Wenn es uns nicht gelingt, dieses Problem zu lösen, beneide ich meine Enkelin nicht, wenn sie mal in meinem Alter ist …
- Prof. em. Dr. Andreas Fischlin, ETH Zürich, Weltklimarat