Mobilität ist ein Schlüsselfaktor bei der raschen Ausbreitung von Corona über die ganze Welt, und der Verkehr ist einer der grössten Treiber des Klimaeffekts. Die drastischen Massnahmen gegen das Virus geben eine Vorstellung davon, was möglich wäre, um die Klimakrise zu bewältigen. umverkehR fordert den Umbau zu einer umweltfreundlichen Gesellschaft und will mit den Stadtklima-Initiativen die Strassen zurückerobern.
Die Corona-Krise hat uns schonungslos die Anfälligkeit unseres globalisierten Wirtschaftssystems vor Augen geführt. In wenigen Wochen breitete sich das gefährliche Virus aufgrund der unsinnigen Fliegerei und des übertriebenen Güterverkehrs in die entlegensten Winkel der Erde aus und legte alles lahm. Ein Land nach dem anderen rief den Notstand aus. Was zur Bewältigung der Klimakrise noch vor Kurzem unmöglich erschien, wird zur Abwendung von Covid-19 diskussionslos umgesetzt und von der Gesellschaft akzep- tiert. Flugzeuge bleiben am Boden und Menschen zu Hause. Angesichts der dras- tischen Massnahmen gegen Corona fragen wir uns: Warum wird zur Vermeidung der Klimakrise nicht ebenso vehement und energisch durchgegriffen?
Umwelt vor Profit
Während Staatseingriffe für den Klimaschutz als Marktverzerrung verschrien werden, fordert die Wirtschaft in Zeiten von Corona Hilfspakete in Milliardenhöhe. Internationale Grosskonzerne beantragen nun staatliche Finanzhilfen. Darunter auch die Swiss, die in den letzten 15 Jahren 5 Milliarden Franken Gewinn für den deutschen Mutterkonzern Lufthansa erwirtschaftet hat und jetzt vom Schweizer Staat Geld für ihr klimaschädliches Geschäft bekommen soll. Dagegen müssen wir uns wehren. Gleichzeitig müssen wir das Beste aus der Not machen. Modelle wie Homeoffice oder Videokonferenzen können auch über den Lockdown hinaus die Verkehrsmenge massiv reduzieren. Die staatlichen Hilfsgelder müssen den Umbau zu einer umweltfreundlichen Wirtschaft beschleunigen. Regionale und lokale Wirtschaftskreisläufe sind zu stärken, damit die Wege kürzer werden und mehrheitlich zu Fuss oder mit dem Velo zurückgelegt werden können. Es darf nicht sein, dass es einfach weitergeht wie bisher – mit einem jährlichen Wachstum der klimaschädlichen Luftfahrt von 3 Prozent und dem Abfluss von jährlich über 10 Milliarden Franken für Benzin und Öl ins Ausland. Wir müssen die staatlichen Finanzspritzen an ganz konkrete Bedingungen knüpfen. Die Autoindustrie darf ab 2025 keine Benzin- und Dieselfahrzeuge mehr produzieren, und der Flugverkehr darf ab 2030 maximal 10 Prozent des aktuellen Aufkommens betragen.
Change by design or change by disaster
Die Pandemie bringt den globalen Wirtschaftsmotor ins Stocken und verschafft damit dem Klima eine kleine Verschnaufpause. In verschiedenen Grossstädten werden aufgrund des reduzierten Verkehrsaufkommens plötzlich Grenzwerte für Luftschadstoffe eingehalten. Aber das ist keine langfristige Lösung. Der Klimawandel wird uns deutlich länger herausfordern als das Virus und bedroht die Menschheit auch stärker. Deshalb gilt es, den Klimanotstand auszurufen, wie es Millionen von Menschen auf der ganzen Welt letztes Jahr lautstark gefordert haben. Zur Bekämpfung braucht es einen strukturellen Wandel unserer Gesellschaft. Beginnen wir damit, unsere Strassen umzuwandeln, wie es die geplanten «Stadtklima-Initiativen» von umverkehR fordern. Denn der Verkehr ist einer der grössten Treiber des Klimaeffekts. Helfen Sie deshalb mit, die Strasse vor Ihrer Haustür zurückzuerobern, für Ihre Grosseltern, für Ihre Kinder, Enkel und Urenkel, für sich selbst und für uns alle. Unterstützen Sie unsere Initiativen. Diese sind durch Corona zwar aufgeschoben, aber noch lange nicht aufgehoben!