Die Schweizerinnen und Schweizer belegen im internationalen Vergleich eine Spitzenposition, was das Fliegen betrifft. Diese Vielfliegerei belastet das Klima in hohem Ausmass. Es ist dringend nötig, dass wir unser Verhalten grundlegend ändern.
von Daniel Costantino
Der Traum vom Fliegen ist uralt. So hat in der Vergangenheit manch einer sein Leben aufs Spiel gesetzt, um diesen Traum zu verwirklichen. Heute sind Flugreisen weniger gefährlich und gehören zu unserem Alltag. Tatsächlich ist Fliegen jedoch ein Luxus, den sich nur fünf Prozent der Weltbevölkerung leisten können. Durch die vom Flugverkehr freigesetzten Treibhausgase tragen diese fünf Prozent wesentlich zur Klimaveränderung bei, die dann auch die restlichen 95 Prozent der Menschheit betrifft.
Zusammenhänge erkennen
Unsere Flugreiselust steht in einem Zusammenhang mit Bergstürzen, heftigen Stürmen, Überschwemmungen, Dürren, Hungersnöten, Artensterben, Wasserknappheit, dem Schwund von Lebensraum und zukünftigen Flüchtlingsströmen. Diese kausalen Zusammenhänge müssen wir uns bewusster machen. Die Hoffnung ist, dass dadurch einerseits die Vielfliegerei abnehmen und andererseits die Akzeptanz für eine Flugticketabgabe mit Lenkungswirkung steigen wird.
Die Alternative heisst Suffizienz
Da weder Bio-Kerosin aus Pflanzen, Treibstoff aus künstlicher Herstellung noch ein Elektroantrieb als alternativer Treibstoff für Flugzeuge infrage kommen, bleibt nur eine Handlungsmöglichkeit: wenn immer möglich, auf Flugreisen verzichten. Für Reisen innerhalb Europas beispielsweise könnten wir auf den Nachtzug umsteigen.
Flugticketabgabe dringend notwendig
Doch heute kostet ein Ticket für einen Flug wesentlich weniger als eines für die Bahn, und das setzt komplett verkehrte Anreize. Beispielsweise könnte das Flugticket um denjenigen Betrag erhöht werden, den das deutsche Umweltbundesamt für Folgeschäden durch CO2 berechnet hat: Das sind 180 Euro pro emittierter Tonne. Weil in den oberen Luftschichten der Atmosphäre der Klimaeffekt doppelt so gross ist, muss auch dieser Beitrag verdoppelt werden. Man rechne. Ein Rückflug nach Berlin würde rund 200 Franken mehr kosten, einer auf die Kanarischen Inseln 500 Franken mehr, und nach Bangkok läge der Aufschlag bei 1400 Franken. Und wofür könnte eine solche Abgabe verwendet werden? Ein Teil sollte in Klimaschutzmassnahmen in Entwicklungsländern fliessen. Denn diese Länder werden vom Klimawandel am stärksten betroffen sein. Ein Teil sollte für Klimaschutzmassnahmen in der Schweiz eingesetzt werden. Zum Beispiel zur Förderung internationaler Nachtzugverbindungen. Ein Teil sollte an die Bevölkerung zurückfliessen. Damit würden diejenigen belohnt, die nicht oder wenig fliegen.
Wie die Abgabe auch immer aussehen mag, sie muss dazu führen, dass weniger geflogen wird. Damit der Traum vom Fliegen nicht in einem Albtraum endet.