Gut 50 BesucherInnen kamen am 25. März 2015 ins Alpine Museum in Bern, um das Gespräch zwischen Fritz Kobi (Verkehrsplaner), Peter de Haan (Mobilitätsexperte) und Christa Markwalder (Nationalrätin FDP) mitzuverfolgen. In den wichtigsten Punkten waren sich die Gäste einig: Die autogerechte Stadt ist passé, Strassen müssen für unterschiedliche Nutzungen geöffnet werden und die Anzahl Parkplätze gilt es zu reduzieren.
Verkehrsberuhigung fördert Zufriedenheit
In seinem Input zeigt Fritz Kobi, dass im urbanen Raum die Wege kürzer und die Verkehrsmittel umweltfreundlicher sind. Die Angst der Bevölkerung vor Verdichtung legt sich, wenn die Aufenthalts- und Lebensqualität im Strassenraum verbessert wird. Das Zentrum von Köniz ist ein gutes Beispiel: Dank Tempo-30-Zone und frei möglichen Fussgängerquerungen hat sich der Autoverkehr um 10 Prozent reduziert. Dass solche Massnahmen zum Vorteil aller VerkehrsteilnehmerInnen sind, zeigt die Umgestaltung in Bern-Wankdorf. Weniger Autos, mehr FussgängerInnen und ÖV-BenutzerInnen haben dazu geführt, dass die Zufriedenheit bei allen VerkehrsteilnehmerInnen (auch bei den AutomobilistInnen) gestiegen ist.
Parkplätze: Staatlich verordnetes Überangebot!
Peter de Haan geht vertieft auf den Flächenbedarf des Verkehrs ein. Die unterschiedlichen Entwicklungen der Verkehrsmittel sind beeindruckend: Die Bahn hat trotz einer Verdoppelung der Nachfrage zwischen 1985 und 2009 nur 3 Prozent zusätzlichen Platz benötigt. Der Autoverkehr hingegen braucht für 10 Prozent mehr Personenkilometer 10 Prozent mehr Platz. Und dies vor allem wegen der Parkplatzfläche (siehe Grafik). Parkplätze sind denn auch der sinnvollste Ansatzpunkt, um den Verkehr zu lenken. Fehlanreize, wie die Verpflichtung zur Erstellung von Parkplätzen bei Neu- und Umbauten, müssen gemäss de Haan aufgehoben werden. Wegen der Parkplatzerstellungspflicht führt die Siedlungsverdichtung theoretisch zu neuen Parkplätzen, die niemand braucht. Denn die Motorisierung in der Stadt nimmt laufend ab!
Fazit
Am Anfang und am Schluss jeder Autofahrt steht ein Parkplatz. Parkplätze beanspruchen gleichzeitig enorm viel Stadtraum. Die Debatte, wie der Verkehr über den Flächenbedarf gelenkt werden kann, muss jetzt weitergeführt werden. Im Zentrum stehen dabei die wachsenden Parkplätzflächen in der Schweiz. In diesem Punkt waren sich unsere Gäste bei der fünften Ausgabe von «umverkehRt & abgefahren» einig.
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